Öffentliche Sitzung Ortschaftsrat Obergrombach

Baujahr des Obergrombacher Rathauses auf 1788 datiert / Sanierung kostet voraussichtlich 1 Million Euro

Die Obergrombacher Ortschaftsräte und auch die zahlreichen Zuhörer im Bürgersaal des Rathauses waren ganz Ohr, um auch ja richtig mitzubekommen, was der Mann an der Stirnseite des Tisches gerade sagte: „Im Zuge der Dorfsanierung von Obergrombach soll auch das Rathaus mit einbezogen werden“, erklärte Dipl.-Ing. Gohl vom Stadtplanungsamt der Stadt Bruchsal, „die Kosten dafür werden auf rund 1 Million Euro veranschlagt.“ Nach diesen Worten war es etwas still im Raum. „Für die Sanierung haben wir die Möglichkeit, knapp über die Hälfte aus Landesmitteln zu bekommen“, fuhr Gohl fort. Aber dieser Betrag soll nur investiert werden, wenn eine sinnvolle Nutzung der Räumlichkeiten im Rathaus nachgewiesen ist. Die Sanierung soll in den Jahren 2010/2011 durchgeführt werden.

Architekt Udo Lindenfelser war von der Stadt Bruchsal mit einer „Schadenskar-tierung“ und der Erarbeitung eines Nutzungskonzepts beauftragt worden. „Unsere erste Schwierigkeit bestand darin, dass vom Rathausbau so gut wie keine Baupläne vorhanden sind“, begann Lindenfelser seine Ausführungen. Alls musste frisch gezeichnet und vermessen werden. Dann erörterte er das jetzige Nutzungskonzept. Im Moment sind im Rathaus die Verwaltungsstelle und das Büro des Ortsvorstehers untergebracht, dazu kommt der Bürgersaal. Im Erdgeschoss hat das Deutsche Rote Kreuz eine Bleibe gefunden; weitere Räume werden für Besprechungen und Sitzungen genutzt.

In der Remise hat die Freiwillige Feuerwehr Material untergebracht; ein weiterer Teil dient einem Bürger als Holzlager, da er um sein Haus herum so gut wie keinen Platz und auch keinen Keller hat. Im Abschluss-Stein des Rathausdurchgangs steht als Baujahr die Zahl „1735“. Nach einer dendrochronologischen  Untersuchung mehrere Holzproben konnte das Baujahr des Gebäudes auf 1788 festgelegt werden. Früher diente das Rathaus auch noch als Schulgebäude.

Nach den Worten des Architekten hängen die Decken durch; teilweise sind Balken verformt oder vermodert. Vom Erdboden her dringt Feuchtigkeit ein, die auch zu einer Salzbelastung führt. Das Dachgebälk aus Eiche ist noch relativ gut erhalten. Bei Renovierungen wurden Dachbalken entfernt, neue Sparren wurden nicht ordnungsgemäß verzapft. Die Sandsteingewänder im Torbogen- und Fensterbereich sind verwittert und wurden nur unsachgemäß ausgebessert. Besonders der Salztransport durch aufsteigende Flüssigkeit bereitet dem Architekten Sorge: „Hier werden wir untersuchen müssen, welche Arten von Salz hier angreifen.“

Dann wartete Udo Lindenfelser mit einer handfesten Überraschung auf: „Die ursprüngliche Saal war nicht hier, wo wir uns jetzt befinden, sondern direkt über dem Bogenbereich; und dieser Saal war auch erheblich größer als der jetzige Bürgersaal.

Für eine zukünftige Nutzung schlug Lindenfelser vor, den Saal wieder an seine ursprüngliche Lage zu versetzen. „Ein erheblich größerer Bürgersaal bietet ungleich mehr Nutzungsmöglichkeiten als der jetzige Raum“, verweist Lindenfelser zu Recht. So könnten zum Beispiel musische Vereine den Saal als Probelokal benutzen. Man könnte sich auch vorstellen, hier kleine Konzerte oder Vorlesungen zu veranstalten. Die Verwaltungsstelle sollte ins Erdgeschoss verlegt werden, um so „näher am Bürger“ und auch „barrierefrei“ agieren zu können. Auf jeden Fall müssen die sanitären Anlagen erweitert und erneuert werden. Zur Nutzung des Gewölbekellers sowie des Dachgeschosses äußerte sich Lindenfelser nicht.

Wolfram von Müller führte für die CDU das Konzept noch weiter aus: auf jeden Fall hat der Heimatverein Interesse an neuen Räumlichkeiten, und im Zuge der Sanierung müsste auch die Heizung (bisher unwirtschaftliche und energiefressende Nachtspeicheröfen) erneuert werden. Viellicht könnten dann Feuerwehrhaus und Rathaus gemeinsam  aus einer Quelle mit Energie versorgt werden. Ortschaftsrat Alfred Willy (SPD) verwies darauf, dass man nicht die Nutzung als Jugendtreff vergessen sollte. Auch die „Freien Wähler“ zeigten sich von den Vorschlägen angetan.

Abschließend erklärten die Parteien ohne Gegenstimme ihre Zustimmung zu dem Konzept mit den angedachten Nutzungen.

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